Gartenschläfer

Biologie

Vorwiegend nachtaktiv, legt mehrere Nester in Baumhöhlen, unter Rinden, in Felsspalten, unter Baumwurzeln und in alten Mäuse- oder Vogelnestern an. Bei Gefahr kann er so zwischen den Nestern wechseln. Der Gartenschläfer ist ein hervorragender Kletterer, hält sich im Gegensatz zu anderen Schläfern aber auch häufig am Boden auf. Frisst hauptsächlich tierische Kost (Insekten, Spinnen, Schnecken, Eier und Jungvögel), im Herbst auch Samen, Knospen, Obst und Beeren. Fortpflanzungszeit ab April, 4-6 Junge nach 21 bis 23 Tagen Tragzeit. Ein Wurf pro Jahr, selten zwei. Familie löst sich nach 5 Wochen auf, teilweise verbringen sie noch den nächsten Winterschlaf (ab Mitte September bis mindestens im März) zusammen. Das Höchstalter wird auf 5 Jahre geschätzt.

Lebensraum

Wälder, Hecken, Streuobstwiesen, Siedlungsgebiete

Verbreitung

Der Gartenschläfer ist in der Schweiz in den Alpen und im Jura verbreitet, fehlt aber im Mittelland. Die meisten Beobachtungen stammen zwischen 1000 und 1600 m ü. M., er wurde aber bis auf 2300 m ü. M. nachgewiesen.

Gefahren
  • Fressfeinde: Eulen, Marder, Wiesel, Katzen und Füchse
  • Lebensraumverlust
Mensch & Tier
Fördermaßnahmen
  • Forstmanagement: fördern von beerentragenden Baum- und Straucharten
  • extensive Landwirtschaft mit Obstbäumen sowie Hecken mit fruchttragenden Sträuchern erhalten und fördern
Beobachtungstipps
Beobachtungstipps

Der Gartenschläfer ist der einzige Schläfer, der gerne am Boden oder ganz unten in Sträuchern unterwegs ist. Dies macht es für uns einfacher, ihn zu entdecken. Zudem hält das nachtaktive Tier sich gerne in Bauernhäusern, Scheunen und Alphütten auf, wo es auch immer wieder beobachtet wird.

Spuren

Die Trittsiegel vom Gartenschläfer sind sehr ähnlich wie die Trittsiegel des Siebenschläfers. Bilder und Infos dazu sind beim Artporträt des Siebenschläfers zu finden.

Mehr Informationen
Atlas der Säugetiere – Schweiz und Liechtenstein
Autor
Schweizerirsche Gesellschaft für Wildtierbiologie (SGW), Roland Graf, Claude Fischer, Monika Niehaus
Verlag
Haupt
Fauna Helvetica
Autor
Paul Marchesi, Michel Blant, Simon Capt
Verlag
CSCF & SGW
Wanderungen zu Murmeltier, Steinbock & Co.
Autor
Lorenz Heer
Verlag
Haupt Verlag, 2015
Status
bearbeitet
Meta description
Artporträt des Gartenschläfers mit spannenden Informationen, Beobachtungstipps, Verbreitungskarte und tollen Bildern.

Schwalbenschwanz

Biologie

Als vagabundierende, mobile Art normalerweise in den meisten mitteleuropäischen Städten häufig, kommt in fast jedem naturnahen Gebiet vor und dringt weit ins Siedlungsgebiet ein. Populationsdichten schwanken jedoch stark.

Der Schwalbenschwanz legt die Eier an die Blätter der Futterpflanzen seiner Raupen ab, die sich an den Blättern und Blüten von verschiedenen Doldenblütlern wie Wilde Möhre, Fenchel und Karotte entwickeln. Verpuppung an Pflanzenstängeln. Die Falter besuchen viele verschiedene Blüten wie Rotklee, Löwenzahn und diverse Disteln.

Lebensraum

Trockene bis feuchte Wiesen und Weiden, Waldränder, Ruderalflächen

Verbreitung

Zürich: Häufig, bis weit ins Stadtgebiet hinein.

Gefahren
  • Gärten ohne Nahrung:
    Gärten, die hauptsächlich aus sterilem Rasengrün, Kirschlorbeer- oder Thujahecken und exotischen Zierpflanzen bestehen, sind für unsere Schmetterlinge wertlos, manchmal sogar giftig, und bieten den Raupen keine Lebensgrundlage.
  • Intensivierung der Landwirtschaft:
    In einer intensiven Landwirtschaft, finden Wildblumenwiesen und Hecken aus einheimischen Sträuchern nur noch selten einen Platz. Das Verschwinden von solchen vielfältigen Elementen in der Landschaft und mit ihm das Fehlen eines Angebots an Blüten und Futterpflanzen wie der Brennnessel wirken sich negativ auf die Schmetterlingsbestände aus.
  • Invasive Neophyten und gebietsfremde Pflanzenarten:
    Diese bieten den Schmetterlingen wenig bis keinen Nektar und auch den Raupen keine Nahrung. Sommerflieder (Buddleja spec.), der die Schmetterlinge durch seinen betörenden Geruch anlockt, kann sich negativ auf die Schmetterlingspopulationen auswirken, da die Raupen dessen Blätter nicht fressen und folglich auf dem Sommerflieder verhungern.
  • „Herbstputz“:
    Das intensive Zurückschneiden der Vegetation vor dem Winter ist besonders für überwinternde Puppen gefährlich. Die, in den Sträuchern und Zweigen versteckten, Puppen verlieren dadurch ihren Überwinterungsort und können, gefangen in der Puppenhülle, keinen neuen Ort aufsuchen.
Mensch & Tier
Fördermaßnahmen
Schwalbenschwanz-Schmetterlinge im eigenen Garten

Um den eigenen Garten für Schwalbenschwanz-Schmetterlinge attraktiver zu gestalten, können Wirtspflanzen für die Raupen gepflanzt werden, wie zum Beispiel Wilde Möhre, Fenchel, Dill oder Petersilie. Viele Schmetterlingsraupen sind auf wenige Pflanzenarten spezialisiert und auf diese für ihr Überleben angewiesen. Diese einheimischen Wildpflanzen sollten nicht mit Giftstoffen behandelt werden.

Viele Möglichkeiten führen zum Schmetterlingsparadies

Sie brauchen jedoch keinen eigenen Garten, um etwas Gutes für die Schmetterlinge zu tun. Wohnen Sie in einer Genossenschaft oder besitzt Ihr Wohngebäude eine Grünanlage? Setzen Sie sich dafür ein, dass der Grünbereich naturnahe bewirtschaftet wird. Dazu zählen das Pflanzen von einheimischen Wildpflanzen, das Ersetzen von Rasenflächen durch artenreiche Wiesenflächen, das Stehenlassen von Blumeninseln, seltenes und gestaffeltes Mähen, sowie der Verzicht auf Pestizide und Herbizide.

Stadtoasen

In der Stadt können Verkehrsinseln, Bahnböschungen und Kiesplätze wahre Schmetterlingsoasen werden. Wildstauden und Wildkräuter locken zahlreiche Schmetterlinge an. 
Selbst auf dem eigenen Balkon kann der Schwalbenschwanz gefördert werden. Einheimische, nektarspendende Pflanzen bieten hier nicht nur Schmetterlingen sondern auch Wildbienen Nahrung. Blühende Küchenkräuter wie Thymian oder Schnittlauch sehen nicht nur schön aus, sondern erfreuen auch die Schmetterlinge.

Beobachtungstipps
Beobachtungstipps
Schmetterlinge beobachten

Ein Schwalbenschwanz-Schmetterling durchläuft in seinem Leben vier Phasen. Aus dem Ei schlüpft eine Raupe, die sich nach intensiver Nahrungsaufnahme in eine Puppe verwandelt, woraus der erwachsene Schmetterling (Imagino) schlüpft. Dieser pflanzt sich fort, legt ein Ei und schließt damit den Lebenszyklus einer Generation. In unseren Breitengraden kommen pro Jahr 2-3 Generationen von Schwalbenschwanz-Schmetterlingen vor. Die Herbst-Puppen überwintern im Puppen-Stadium.

Der Schwalbenschwanz ist einer der größten und auffälligsten Falter Mitteleuropas und kann zu den Flugzeiten im April und Mai, sowie im Juli und August  besonders gut beobachtet werden. Im ersten Zeitfenster (April-Mai) können erwachsene Falter der ersten Generation beobachtet werden, während von Juli bis August die zweite Generation, bereits die Nachkommen der ersten Generation, unterwegs sind.

An sonnigen Tagen versammeln sich Schwalbenschwanz-Männchen zu der sogenannten Gipfelbalz (oder auch „hill-topping“). Dabei fliegen die Männchen von der Spitze des Hügels oder Berges hinab ins Tal auf der Suche nach paarungswilligen Weibchen. Diese Ansammlungen von Männchen sind an schönen Sommertagen gut zu beobachten.

Vom Ei zur Raupe zur Puppe

Die Eier werden von dem Weibchen an die Futterpflanze der späteren Raupe angeheftet. Die Raupen sind meist auf Doldenblütlern wie der Wilden Möhre, Dill, Fenchel oder Petersilie zu finden. Aufgrund ihrer Wirtspflanze wird die Schwalbenschwanzraupe auch „Rüebliraupe“ genannt. Dank ihrer einzelgängerischen Lebensweise verursachen sie jedoch wenige Schäden an den Wirtspflanzen. Nach dem Schlüpfen aus dem Ei ist die Raupe dunkler als ältere Raupen und besitzt einen weißen Fleck auf dem Rücken. Mit diesem Aussehen imitiert die Raupe Vogelkot, was sie vor Fressfeinden schützt. Mit jeder Häutung wird die Raupe heller; mit der letzten Häutung verwandelt sich die Raupe in eine grüne oder graubraune Puppe. Nach etwa zwei Wochen als Puppe schlüpft der erwachsene Schmetterling. Hat man das Glück diesen Moment zu sehen, kann man dem Schmetterling dabei zusehen wie er seine Flügel ausstreckt und sich diese langsam erhärten.  Alle Stadien können in naturnah gestalteten Gärten sehr gut beobachtet werden.

Mehr Informationen
Stadtfauna
Autor
Stefan Ineichen, Max Ruckstuhl, Bernhard Klausnitzer
Verlag
Haupt
Status
bearbeitet
Meta description
Artporträt des Schwalbenschwanz mit spannenden Informationen, Beobachtungstipps, Verbreitungskarte und tollen Bildern.

Der Biologietext wurde mit freundlicher Genehmigung vom Haupt Verlag aus dem Buch Stadtfauna übernommen.

Fischotter

Biologie

Fischotter sind an den Lebensraum Gewässer angepasst und verbringen die meiste Zeit ihres Lebens direkt am oder im Wasser. Ihre Territorien befinden sich entlang von Gewässern, wobei das Territorium eines Männchens diejenigen von mehreren Weibchen umfassen kann. Männchen sind außerhalb der Paarungszeit Einzelgänger, während Weibchen oft mit ihren Jungtieren im gleichen Gebiet leben. Jungtiere bleiben bis zu einem Jahr bei ihrer Mutter. Fischotter haben keine bestimmte Paarungszeit. Sie bringen ein bis drei Junge nach einer Tragzeit von 62 Tagen zur Welt. Die Nahrung besteht vor allem aus Fischen, vereinzelt werden aber auch Amphibien, Krebse, Vögel, Reptilien und kleine Säugetiere gefressen. Fischotter jagen v.a. in Flachwasserzonen, da sie ihre Beute meist optisch verfolgen.

Lebensraum

Fischotter sind an Gewässer wie Flüsse, Bäche, Kanäle, Seen, Sümpfe, Flussmündungen und Meeresufer gebunden. Tagesschlafquartiere befinden sich in Asthaufen, dichter Vegetation, Uferhöhlen unter Wurzeln etc., die auch in einiger Entfernung von Gewässern liegen können. Jagdgebiete befinden sich meist in Flachwasserzonen. In fischreichen Gewässern können Fischotter auch im Siedlungsraum vorkommen.

Verbreitung

vereinzelte Sichtungen

Gefahren
  • Verlust von Lebensraum infolge starker Verbauung und Nutzung der Gewässer, Zersiedelung entlang von Gewässern.
  • Gewässerverschmutzung: Verschmutzung des Wassers, insbesondere durch Pestizide aus der Landwirtschaft und verschmutztes Abwasser aus Siedlungsräumen.
  • Verkehr:  Fischotter werden immer wieder Opfer des Straßenverkehres, insbesondere dort, wo sie die Gewässer auf Wanderungen verlassen müssen, weil die Ufer verbaut sind.
  • Menschliche Verfolgung: wenn Konflikte mit Fischereiinteressen nicht professionell gelöst werden.
Mensch & Tier
Fördermaßnahmen
Aufwertungen der Gewässerlebensräume

In den letzten 20 Jahren wurde damit begonnen, Gewässerlebensräume aufzuwerten, den Flüssen und Bächen wieder mehr Raum zu geben und naturnahe Uferbereiche zu schaffen. Dynamische strukturreiche Gewässer bieten gerade Fischen und anderen Wasserlebewesen viele Nischen und ermöglichen höhere, vielfältigere Fischbestände - und sie geben dem Fischotter eine neue Chance.

Zaunschutz an Fischteichen

In Gebieten mit Fischottern kann es gebietsweise zu massiven Schäden an Fischteichen kommen. Fischteiche können in vielen Fällen erfolgreich mit Elektrozäunen gegen Fischotter geschützt werden. Eine fachgerechte Beratung durch einen Fischotterexperten vor Ort ist zu empfehlen.

Angler und Fischotter

Angler und Fischotter sind auf den ersten Blick Konkurrenten. Es sind jedoch nicht zuletzt die Angler, die sich für die Renaturierung unserer Gewässer stark machen. Denn Angler und Fischotter haben dasselbe Ziel: vielfältige, artenreiche Fischgewässer. Oder anders ausgedrückt: wo Fischotter leben können, gibt es auch genügend Fische für die Angler.

Beobachtungstipps
Beobachtungstipps
Fischotterkot auf einem Stein
Fischotter setzen ihren Kot oft an exponierten Stellen ab.
Trittspur eines Fischotters im Schlamm
Trittspur eines Fischotters im Schlamm.

Fischotter können in vielen Tierparks beobachtet werden. Unter anderen im Wildnispark Langenberg, im Tierpark Dählhölzli oder auch im Tierpark Goldau.

Spuren

Fischottertrittsiegel zeigen im Vorder- und Hinterfuß fünf Zehen. Der Vorderfuß besitzt einen kleinen runden Ballen unterhalb des größeren Ballens in der Mitte, der sich jedoch oft nicht abdrückt. Im Vorderfußabdruck sind die Zehen bogenartig angeordnet, der Daumen sitzt etwa auf Höhe des kleinen Fingers. Im Hinterfuß sind eher jeweils Ring- und Mittelfinger und Zeige- und kleiner Finger auf einer Höhe, der Daumen sitzt tiefer. Die Krallen sind kurz und drücken sich direkt über den Zehenspitzen ab, weshalb die Zehenballen oft tropfenförmig aussehen. Die Schwimmhäute sind nur selten im Trittsiegel zu erkennen. Die Männchen sind teilweise deutlich größer als die Weibchen.

Fischotter Vorderfuß (links) und Hinterfuß (rechts). Schwimmhäute nicht abgedrückt. Im Hinterfuß fehlt der Daumenabdruck und die Hälfte des größeren Ballens in der Mitte.

Der Spurentext wurde von der international zertifizierten Fährtenleserin Stefanie Argow verfasst.

Mehr Informationen
Atlas der Säugetiere – Schweiz und Liechtenstein
Autor
Schweizerirsche Gesellschaft für Wildtierbiologie (SGW), Roland Graf, Claude Fischer, Monika Niehaus
Verlag
Haupt
Fauna Helvetica
Autor
Paul Marchesi, Michel Blant, Simon Capt
Verlag
CSCF & SGW
Status
bearbeitet
Meta description
Artporträt des Fischotters mit spannenden Informationen, Beobachtungstipps, Verbreitungskarte und tollen Bildern.

Wildkaninchen

Biologie

Stammform aller Hauskaninchen. Gesellig. Eine Familie umfasst 2-3 Männchen und 4-6 Weibchen. Strenge Hierarchie, ranghöchstes Männchen und Weibchen verteidigen Territorium. Mehrere Familien können sich zu Sippen vereinen. Legen Erdbaue an. Nutzen Baumaterialien, Holzstapel usw. als Unterschlupf. Ernährung: Gräser, Kräuter, Kulturpflanzen wie Getreide, Mais, sowie Rinde von Sträuchern und Bäumen. Weibchen haben 2-3 Würfe mit 2-6 Jungen pro Jahr. Hohe Sterblichkeit im Winter. Wildernde Hauskatzen und Steinmarder sind innerhalb von Siedlungsgebieten die wichtigsten Feinde. Dezimierung durch Viruskrankheiten (Myxomatose und die Chinaseuche, auch rabbit haemorragic disease (RHD)), mitteleuropäische Bestände im letzten Jahrzehnt stark rückläufig.

Lebensraum

Zum Graben günstige trockene, sandige Böden bevorzugt, ebenso künstlich aufgeschüttete Erdhaufen. Bahndämme, Gärten, Parkanlagen, Friedhöfe. In Deutschland weit verbreitet, im Westen besonders häufig; in Österreich hauptsächlich im Osten, in der Schweiz nur vereinzelte, isolierte Vorkommen. Auf Rasenflächen in Gärten, bis in die Innenstädte.

Gefahren

Nasskaltes Wetter, Fressfeinde und Störungen durch Mensch und Hund sind Hauptverursacher für den Tod von Jungkaninchen. Daher:

  • Spaziergänger: Bleiben Sie auf den Wegen. Kaninchen können sich an ein gewisses Maß an Störungen gewöhnen, solange die für sie vorhersehbar sind.

  • Hundehalter: Führen Sie Ihren Hund an der Leine.

Mensch & Tier
Fördermaßnahmen
Nicht füttern

Kaninchen bevorzugen sandige, weiche Böden, um ihre Baue zu graben. Sollten Sie das Glück haben, einen Kaninchenbau in ihrer Nähe zu haben, genießen Sie die Möglichkeit, die Tiere aus der Entfernung gut beobachten zu können. Das Füttern von Wildkaninchen ist zu unterlassen, da die Populationen ansonsten zu groß werden und weitläufige Baue oft für Verärgerung sorgen.

Beobachtungstipps
Beobachtungstipps
Kaninchenspuren

Der erste Schritt beim Beobachten, ist das Suchen nach Spuren. Der Abdruck der Kaninchenpfoten ist beispielsweise im Schnee gut zu entdecken und sehr typisch. Leicht zu identifizieren sind auch die kleinen Kotpillen. Auch Kaninchenbaue, die vorzugsweise in weichen sandigen Boden gegraben werden, sind ein guter Beobachtungspunkt.

Spaziergang in der Dämmerung

Kaninchen sind dämmerungs- und nachtaktiv, im Siedlungsraum kann man sie aber auch tagsüber gut beobachten. Hat man also Spuren entdeckt, kann man sich in der Dämmerung auf die Pirsch machen. Mit großer Wahrscheinlichkeit begegnet man dann verschiedenen Tieren, mit etwas Glück ist ein Kaninchen dabei.

Sechs, kleine, runde Kaninchenköttel
Kaninchenlosung
Spuren

Wildkaninchentrittsiegel zeigen im Vorderfuß fünf und im Hinterfuß vier Zehen wobei sich der Daumen des Vorderfußes häufig nicht abdrückt. Im Vorderfuß sitzt der Mittelfinger am höchsten, knapp darunter sitzen Ring- und Zeigefinger etwa auf einer Höhe. Der kleine Finger sitzt unter Ring- und Zeigefinger und der Daumen noch ein Stück darunter. Im größeren Hinterfuß sitzen alle Zehen auf einer anderen Höhe. Die Füße sind stark behaart, weswegen oft nur ein Komplettumrisse oder Krallenabdrücke zu erkennen sind. Zur Differenzierung von jungen Feldhasen hilft die Beobachtung der Umgebung (Wildkaninchen leben gesellig in Bauten von denen sie sich selten weit entfernen).

Wildkaninchen linker und rechter Vorderfuß. In beiden Füßen ist der Daumen nicht zu sehen.
Wildkaninchen Spurengruppe. Mittig die zwei kleineren Vorderfüße. Rechts oben und unten die Hinterfüße.

Der Spurentext wurde von der international zertifizierten Fährtenleserin Stefanie Argow verfasst.

Mehr Informationen
Stadtfauna
Autor
Stefan Ineichen, Max Ruckstuhl, Bernhard Klausnitzer
Verlag
Haupt
Status
bearbeitet
Meta description
Artporträt des Wildkaninchens mit spannenden Informationen, Beobachtungstipps, Verbreitungskarte und tollen Bildern.

Der Biologietext wurde mit freundlicher Genehmigung vom Haupt Verlag aus dem Buch Stadtfauna übernommen.

Europäische Sumpfschildkröte

Biologie

Die Europäische Sumpfschildkröte ist sehr stark ans Wasser gebunden; sie überwintert sogar im Wasser. Auch die Paarung im April / Mai bzw. im Herbst findet im Wasser statt. Haben die Weibchen einen passenden, trockenwarmen Eiablageort gefunden, der zum Teil über einen Kilometer vom Wasser entfernt liegen kann, legen sie meist 12-16 (max. 23) Eier ab. Die Umgebungstemperatur der Eier bestimmt, ob sich aus diesen mehr Weibchen oder mehr Männchen entwickeln. Liegt die Durchschnittstemperatur über 28,5 Grad werden es überwiegend Weibchen, fällt sie darunter kommen mehr Männchen zur Welt. Die jungen Schildkröten schlüpfen in der Regel im September, ist es im Sommer für die Bebrütung nicht warm genug überwintern die Schlüpflinge in der Bruthöhle und wandern erst im Folgejahr zu einem geeigneten Gewässer. Die Jungtiere ernähren sich hauptsächlich von Wirbellosen und die Erwachsenen fressen überwiegend Schnecken, Wasserinsekten, Amphibien und deren Larven, daneben auch Wasserpflanzen.

Lebensraum

Stillgewässer mit reichlichem Wasserpflanzenbewuchs. Teiche, Seen, stehende Kanäle, Flussdeltas oder Altarme.

Gefahren
  • Lebensraumzerstörung: Problematisch für die Sumpfschildkröte ist primär die schlechte Erreichbarkeit geeigneter Eiablageplätze (Barrieren und Verkehr), sowie das Fehlen ausreichend großer Feuchtgebiete ohne Befischung (Gefahr Verletzung durch Angelköder) und mit  geeigneter Wassertemperatur.

  • Konkurrenz: Das illegale Aussetzten von fremden Arten, wie zum Beispiel der Rotwangen-Schmuckschildkröte, erhöhen den Konkurrenzdruck auf die Europäischen Sumpfschildkröten.  

  • Fressfeinde: In ihrem Bestand zunehmende Generalisten wie Wildschweine, Füchse, Dachse, Marder, Krähen und Lachmöwen gehören zu den wichtigsten Fressfeinden der Sumpfschildkröte und deren Gelege. Im Wasser werden den Jungtieren bestimmte Fischarten gefährlich (Wels, Hecht).

Mensch & Tier
Fördermaßnahmen
Schutzstatus

Die Europäische Sumpfschildkröte ist in der Schweiz, Österreich und Deutschland vollständig geschützt. Sie darf weder gefangen, noch freigesetzt werden. Fremde Arten wie die Rotwangen-Schmuckschildkröte aus Nordamerika sollten in den heimischen Gewässern auf keinen Fall ausgesetzt werden, da sie die einheimischen Sumpfschildkröten konkurrieren können.

Leitart

Die Europäische Sumpfschildkröte reagiert sehr empfindlich auf Beeinträchtigungen in ihrem Lebensraum, deshalb kann man sie auch als „Leitart“ betrachten, deren Vorkommen viel über den Zustand der Verbindung zwischen Feuchtgebieten und ihrem Umfeld aussagt. Auf der Roten Liste der Schweiz von 1982 wurde die Europäische Sumpfschildkröte als ausgestorben bezeichnet, bis fast zwanzig Jahre später einzelne Tiere wiederentdeckt wurden, die möglicherweise noch heimisch waren. Inzwischen haben genetische Studien aber gezeigt, dass mit hoher Wahrscheinlichkeit keine ursprünglich einheimischen Tiere mehr in der Schweiz leben. In der Roten Liste Österreichs wird die Europäische Sumpfschildkröte als vom Aussterben bedroht eingestuft. Die letzte heimische Population lebt in den Donauauen östlich von Wien und wird auf einige hundert Exemplare geschätzt. Größtes Gefährdungspotenzial ist neben Lebensraumverlust die Vermischung der Population mit entkommenden Sumpfschildkröten anderer Länder. Dadurch verliert die heimische Population unter anderem die Anpassung an unsere Klimazone.

Wichtig bei der Förderung der Sumpfschildkröte ist die Erhaltung des Lebensraums (Feuchtgebiete) und der Eiablageplätze. Eine besondere Wichtigkeit kommt der Vernetzung dieser zwei Lebensräume zu.

Beobachtungstipps
Beobachtungstipps
Europäische Sumpfschildkröten bei der Paarung
Europäische Sumpfschildkröten bei der Paarung.
Junge Sumpfschildkröte auf einem Baumstamm
Jungtier der Europäischen Sumpfschildkröte.
Sumpfschildkröte bedeckt von Vegetation
Europäische Sumpfschildkröten leben gerne in vegetationsreichen, warmen Gewässern.

Die Europäische Sumpfschildkröte kann im Tierpark Dählhölzli, Tierpark Arth-Goldau oder im Zoo Zürich beobachtet werden.

Mehr Informationen
Logo der Karch

Weitere Informationen zur Europäischen Sumpfschildkröte und zu den anderen Reptilien sind auf der Webseite der Karch(Koordinationsstelle für Amphibien und Reptilien der Schweiz) zu finden.

News zum Wiederansiedlungsprojekt in der Schweiz finden Sie hier.

Status
bearbeitet
Meta description
Artporträt der Europäischen Sumpfschildkröte mit spannenden Informationen, Beobachtungstipps, Verbreitungskarte und tollen Bildern.

Rotwangen-Schmuckschildkröte

Biologie

Rotwangen-Schmuckschildkröte gehört zu den Neuwelt-Sumpfschildkröten und stammt ursprünglich aus Nordamerika. Lebensraumansprüche ähnlich wie Europäische Sumpfschildkröte, reagiert aber empfindlicher auf verregneten Frühling. Paarungszeiten im Herbst und Frühling, Eiablage (2-20 Eier) von Frühling bis Frühsommer in sandigen Uferpartien. Junge schlüpfen in Nordamerika nach 70 Tagen, überwintern meist im "Nest". Geschlechtsreife nach 2-8 Jahren. Alttiere überwintern unter Wasser oder graben sich ein. Lebensdauer bis 75 Jahre, bei uns im Freiland bislang aber noch kaum Fortpflanzungserfolg. Als Jungtiere räuberisch, dann zunehmend alles fressend.

In Europa unerwünscht, da sie in kleinen Teichen insbesondere Amphibienlarven frisst und in größeren Stillgewässern der schützenswerten einheimischen Sumpfschildkröte den Lebensraum streitig machen kann. Aussetzung verboten.

Lebensraum

Stillgewässer und sehr ruhige Fließgewässer (warmes Wasser!) oft mit reichlichem Wasserpflanzenbewuchs und schlammigem Untergrund. Heimat: südöstliches Nordamerika (USA, Mexiko).

Verbreitung

Zürich: Widerrechtlich ausgesetzt in den Teichen von Irchelpark, Botanischem Garten und in einigen anderen Teichen.

Mensch & Tier
Fördermaßnahmen
Neozoon

Die Rotwangen-Schmuckschildkröte stammt aus Nordamerika und ist in Europa nicht einheimisch. Das Aussetzen dieser Schildkröten ist streng verboten. Rotwangen-Schmuckschildkröten können in kleinen Teichen Schaden anrichten, indem sie unter anderem Amphibienlaich und Insektenlarven fressen. So stellen sie eine Gefahr für seltene, einheimische Arten dar. Neben dem ökologischen Aspekt gibt es aber auch tierschützerische Gründe, die Rotwangen-Schmuckschildkröte nicht auszusetzen.

Beobachtungen melden

Wichtig ist, Beobachtungen zu melden. Gemäss einem Merkblatt des Bundesamts für Umwelt BAFU müssen Rotwangen-Schildkrötenbeobachtungen den kantonalen Behörden gemeldet werden. Die Kantone unterhalten Fachstellen – sogenannte Neobiota-Stellen – für invasive gebietsfremde Organismen, zu denen auch die Rotwangen-Schmuckschildkröte gehört.

Es muss dafür gesorgt werden, dass die Schildkröte in eine registrierte Einrichtung (Auffangstation) kommt oder eingeschläfert wird. Weitere Infos sowie eine Liste der Auffangstationen sind auch auf dem Merkblatt «Schildkröte gefunden – was tun?» von info fauna karch, der nationalen Beratungsstelle für Reptilien und Amphibien zu finden.

Die Thematik ist komplex. Das tiergerechte Einschläfern von Schildkröten ist schwierig und viele Auffangsstationen sind überfüllt mit Findeltieren. Einen Beitrag des Schweizer Fernsehen (SRF) zeigt die Problematik.

 

Aussetzen verboten

Das Aussetzen von Schildkröten ist in der Schweiz und Österreich ist gesetzlich verboten. 

 
Beobachtungstipps
Beobachtungstipps
Mehrere Schmuckschildkröten auf einem Ast über dem Wasser
Rotwangen-Schmuckschildkröten am Sonnenbaden.
Schmuckschildkröte mit eingezogenen Beinen und eingezogenem Kopf
Bei Gefahr ziehen Schildkröten den Kopf und alle Beine ein und verstecken sich in ihrem Panzer.
Mehr Informationen
Stadtfauna
Autor
Stefan Ineichen, Max Ruckstuhl, Bernhard Klausnitzer
Verlag
Haupt
Status
bearbeitet
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Artporträt der Rotwangen-Schmuckschildkröte mit spannenden Informationen, Beobachtungstipps, Verbreitungskarte und tollen Bildern.

Der Biologietext wurde mit freundlicher Genehmigung vom Haupt Verlag aus dem Buch Stadtfauna übernommen.

Blindschleiche

Biologie

Günstig sind giftfreie, naturnah bewirtschaftete Gärten mit verkrauteten Beet- und Wegrändern, flachen Trittsteinen und Versteckstrukturen wie Holz- oder Lesesteinhaufen an sonniger Lage. Lebend gebärend. Weibchen verpaaren sich nur alle zwei Jahre (April / Mai) und werfen im August / September meist 4-12 Junge (7-9 cm). Diese werden erst in ihrem dritten Frühling geschlechtsreif. Die langlebigen Tiere (in Gefangenschaft bis 46 Jahre) jagen kleine Nacktschnecken und Regenwürmer. Ab und zu kommen sie hervor, um sich zu sonnen oder fortzubewegen. Dann droht Gefahr von Mähmaschinen, Hauskatzen und Vögeln. Überwinterung oft gemeinschaftlich in Kleinsäugerbauten. Am leichtesten zu finden sind Blindschleichen in Komposthaufen. Gern gesehener Nützling.

Lebensraum

Feldgehölze, Säume, lichte Wälder, Waldränder, Ruderalfluren, extensiv genutzte Wiesen, Weiden und Gärten, auch trockenere Bereich von Mooren. Meidet verdichtete Böden.

Verbreitung

Wohl in allen Quartieren, nicht selten auch in Gärten.

Gefahren
  • Lebensraumzerstückelung: Die lokale Unterteilung von Lebensräumen durch Straßen schadet der Blindschleiche, da Rinnen und Randsteine für die schlecht kletternde Blindschleiche oft zur Todesfalle werden.

  • Feinde: In der Nähe von menschlichen Siedlungen können hohe Katzendichten zum Aussterben ganzer Populationen führen. Nicht selten werden den beinlosen Echsen im Garten auch Rasenmäher zum Verhängnis.

Mensch & Tier
Fördermaßnahmen
Verbreitung erforschen – Komposthaufen anlegen – Strukturen schaffen

Melden Sie Blindschleichen auf unserer Plattform. Mit der Zeit wird sich ein immer detaillierteres Bild über ihr Vorkommen und ihre Verbreitung ergeben, was bei Förderung und Schutz helfen wird. Die Blindschleiche ist nicht sehr mobil, deshalb ist der Erhalt bestehender Lebensräume umso wichtiger. Im eigenen Garten kann man die Blindschleiche sehr gut fördern, indem man ihr genügend Versteckmöglichkeiten bietet. Am besten geeignet sind sonnige Plätze, wie Ast- oder Komposthaufen, die aber durch dornige Sträucher überwachsen werden, um die Blindschleichen vor Hauskatzen zu schützen. Die Vernetzung von neugeschaffenen Lebensräumen mit bereits vorhandenen Vorkommen ist essentiell für die Besiedlung neuer Standorte.

Beobachtungstipps
Beobachtungstipps
Weibliche Blindschleiche mit typischem Aalstrich
Weibliche Blindschleichen und Jungtiere besitzen einen typischen schwarzen Strich auf dem Rücken (Aalstrich) und dunkle Flanken.
Zwei Blindschleichen während der Paarung
Während der Paarung beißt sich das Männchen am Weibchen fest.
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Status
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Artporträt der Blindschleiche mit spannenden Informationen, Beobachtungstipps, Verbreitungskarte und tollen Bildern.

Der Biologietext wurde mit freundlicher Genehmigung vom Haupt Verlag aus dem Buch Stadtfauna übernommen.