Der Winter stellt eine grosse Herausforderung für die Wildtiere dar. Um diese harsche Zeit zu überstehen, haben die Tiere verschiedene Strategien entwickelt. Einige wandern südwärts, andere bleiben und schützen sich mit einem dicken Fell. Manche kuscheln sich in ein Versteck, zehren vom Winterspeck und verschlafen den Winter. Der Kälte trotzen Wenn es draussen eisig kalt wird, ziehen wir uns gerne in die gemütliche Stube mit einer wärmenden Tasse Tee zurück. Doch was machen die Wildtiere im Winter, wenn sie kaum mehr Nahrung finden? Mobile Arten wie der Mauer- oder Alpensegler fliegen südwärts, um der Kälte zu entkommen. Viele Tiere bleiben jedoch das ganze Jahr über im gleichen Gebiet und entwickeln wie der Fuchs oder das Wildschwein ein Winterfell, das sie bestens vor den frostigen Temperaturen schützt. Dieser dicke Wintermantel besteht aus zwei verschiedenen Haartypen: Die feinen, gekrausten und sehr dichten Haare der Unterwolle dienen vor allem der Wärmeisolation, während die robusten Deckhaare vor Nässe schützen. Verschiedene Tierarten wie beispielsweise der Biber fressen sich über den Sommer und Herbst eine dicke Fettreserve an oder legen wie das Eichhörnchen Verstecke mit Futter an. Manche Tiere ziehen sich in Unterschlüpfe, in Höhlen oder Asthaufen zurück und kommen erst im Frühling wieder zum Vorschein. © Philip Spillmann / wildenachbarn.ch Das Wildschwein ist mit seinem dichten Winterfell gut für den Winter gerüstet. Den Winter auf Sparflamme verschlafen Das knappe Nahrungsangebot im Winter ist vor allem für kleine Säugetiere problematisch. Denn sie brauchen sehr viel Energie, um ihre Körpertemperatur auf einem konstanten Wert zu halten. Deshalb halten viele von ihnen einen Winterschlaf. Zu den einheimischen Tieren, die den Winter verschlafen, gehören Fledermäuse, Murmeltiere, Haselmäuse, Siebenschläfer und Igel. Während des Winterschlafs senken sie ihre Körpertemperatur und fahren den Stoffwechsel stark zurück, so dass sie weniger Energie benötigen. Der Igel beispielsweise senkt seine Körpertemperatur von 36 auf circa acht Grad Celsius herab und atmet anstelle von 40 bis 50 Mal pro Minute nur noch ein- bis zweimal pro Minute. Sein Herz schlägt nicht mehr 200 Mal, sondern nur noch fünfmal pro Minute [1]. Während dieser Zeit zehrt er vom Winterspeck, den er sich im Herbst angefressen hat. © Miriam Jakob / stadtwildtiere.ch Für den Winterschlaf kugelt sich der Igel ein. Der Winterschlaf dauert üblicherweise mehrere Monate. So schläft das Murmeltier ungefähr sechs und der Siebenschläfer durchschnittlich acht und bis maximal elf Monate – also länger als sein Name vermuten lässt [2]. Manchmal wachen diese Tiere auf, damit sie etwas fressen oder koten können. Allerdings kostet es sie viel Energie, die Körpertemperatur und den Stoffwechsel in diesen Aufwachphasen hochzufahren. Vermutlich dient dieses periodische Aufwärmen unter anderem dazu, das Gedächtnis aufrecht zu erhalten [3]. © Miriam Jakob / stadtwildtiere.ch Ein Siebenschläfer im Frühherbst. Bald wird er in den Winterschlaf gehen und davor noch reichlich Fettreserven anfressen. Winterruhe Eine Winterruhe halten Eichhörnchen, Dachse und Bären. Sie verschlafen den Winter zwar auch, sie reduzieren jedoch ihre Körpertemperatur weniger stark. Auch grössere Säugetierarten, welche sich in einen Bau zurückziehen, verringern ihre Temperatur in der Regel nur um wenige Grad Celsius [3]. Bei verschiedenen Bärenarten und Dachsen bleibt die Körpertemperatur während des Dämmerungsschlaf durchgehend über 30 Grad Celsius [3]. Dies braucht zwar mehr Energie, als wenn sie einen Winterschlaf machen würden. Sie wären jedoch schneller wieder auf den Beinen, falls sie angegriffen würden. © hans.althaus / wildenachbarn.ch Der Dachs macht eine Winterruhe und verbringt den Grossteil der kalten Jahreszeit in seinem Bau. Pssst, nicht stören! Jedes Aufwachen kostet die Winterschläfer viel Energie. Deshalb sollten sie ganz besonders im Winter nicht gestört werden. Gartenbesitzer können den Tieren das Überwintern durch eine naturnahe Gartengestaltung erleichtern. Vielfältige Gärten mit Hecken aus Wildsträuchern und mit blumenreichen Wiesen sorgen für ein gutes Nahrungsangebot und helfen den Tieren, dass sie sich im Herbst den nötigen Winterspeck anfressen können und wilde Ecken mit Stein-, Laub- oder Asthaufen nehmen sie gerne als Winterquartiere an (siehe auch die Blogbeiträge «Winterquartiere für Igel» und «Gärten für unsere wilden Nachbarn»). © stadtwildtiere.ch Hecken aus Wildsträuchern im Garten bieten vielen Wildtieren ein reiches Nahrungsangebot und Unterschlupf. Verwendete Literatur [1] NABU, Winterschlaf und Winterruhe [2] Hoelzl, F., Bieber, C., Cornils, J.S. et al. How to spend the summer? Free-living dormice (Glis glis) can hibernate for 11 months in non-reproductive years. J Comp Physiol B 185, 931–939 (2015). https://doi.org/10.1007/s00360-015-0929-1 [3] Suter, W. (2017). Ökologie der Wirbeltiere (1. Auflage). Bern: Haupt. S. 76-77.