Stadtigel unter Druck

Dienstag, 13. Juni 2017
Immer weniger Igel in Schweizer Städten? Erste Resultate eines laufenden Forschungsprojekts in der Stadt Zürich zeigen besorgniserregende Verbreitungslücken der städtischen Igelpopulation. Noch in den 1990er Jahren galt der kleine Kulturfolger als weit verbreitet. Beobachtungen im Rahmen der Beobachtungsmeldeplattform stadtwildtiere.ch lassen jedoch befürchten, dass heute weit weniger Igel in Wohnquartieren des Schweizer Mittellandes leben als noch vor 20 Jahren. Studien aus Grossbritannien sprechen gar von einem drastischen Rückgang von 30 bis 50% in den letzten 10 Jahren. 
Igel in Zürich: mit Citizen Science den Igeln auf der Spur

Wie steht es um die Igel in unseren Siedlungsräumen? Dieser Frage gehen die Biologinnen und Biologen der Meldeplattform stadtwildtiere.ch in ihrem Projekt „Igel gesucht“ seit Sommer 2016 nach. Die Stadtzürcher Bevölkerung wurde aufgerufen, Igelbeobachtungen zu melden. Mithilfe von Freiwilligen wurde zudem die Verbreitung der Igelpopulation in Zürich untersucht. Dabei kamen sogenannte Spurentunnel zum Einsatz, 1 Meter lange Kartontunnels, welche mit Farb- und Papierstreifen ausgerüstet und in Privatgärten und Grünflächen platziert wurden. Gehen neugierige Igel durch solche Spurentunnel, hinterlassen sie Pfotenabdrücke. So wird sichtbar, wo Igel unterwegs sind.

Besorgniserregende Lücken in der Verbreitung der Igel in Zürich

Zwischen Mai und Oktober 2016 gingen 351 Meldungen von Igelbeobachtungen auf der Meldeplattform www.stadtwildtiere.ch für Zürich ein. Dank des engagierten Einsatzes vieler Freiwilliger konnten 460 Spurentunnel auf Stadtgebiet aufgestellt und in rund einem Viertel konnten Igelnachweise erbracht werden.

Diese Resultate zeigen, dass Igel noch immer in vielen Stadtquartieren verbreitet sind. Auffällig ist jedoch, dass die Igeldichte wischen den Stadtgebieten stark variiert und dass die Verbreitungskarte besorgniserregende Lücken aufweist. Während etwa in Schwamendingen noch immer viele Igel unterwegs sind, wurden in Altstetten, rund um den Milchbuck oder am Zürichberg kaum mehr Igel festgestellt. Was sind die Gründe für diese Lücken? Sind die immer dichter werdende Stadt, die Ausbreitung des Dachses im Siedlungsraum oder weniger naturnahe Gärten und Grünräume verantwortlich für diesen Rückgang? Das Projekt StadtWildTiere wird die Gründe für die Verbreitungslücken im laufenden Projekt „Aktion StadtIgel“ weiter untersuchen und ruft dazu auf, Beobachtungen von Igeln und anderen Wildtieren auf der Meldeplattform stadtwildtiere.ch zu melden.

Beobachtungsmeldeplattform stadtwildtiere.ch

Alle sind aufgerufen, Beobachtungen von Wildtieren aus dem Siedlungsgebiet zu melden.

Die Meldeplattform stadtwildtiere.ch wurde vom Verein StadtNatur entwickelt. Ergänzend zur Webseite finden lokale Projekte neben Zürich auch in den Städten Bern, St.Gallen, Winterthur und Wien statt. Weitere Städte sind eingeladen, dazustossen. In Zürich wird das Projekt vom Verein StadtNatur Zürich durchgeführt und vom Zürcher Tierschutz, Grün Stadt Zürich und Vergabestiftungen unterstützt.

Medienmitteilung
Rückfragen

Dr. Sandra Gloor, Wildtierbiologin, Geschäftsstelle Verein StadtNatur, Arbeitsgemeinschaft SWILD, Telefon 079 749 20 21 sandra.gloor@stadtnatur.ch

Anouk Taucher, Wildtierbiologin, Geschäftsstelle Verein StadtNatur,  Telefon 044 450 68 09
anouk.taucher@stadtnatur.ch

StadtWildTiere, Geschäftsstelle c/o SWILD, Wuhrstrasse 12, 8003 Zürich

info@stadtnatur.ch, www.stadtwildtiere.ch
www.facebook.com/stadtwildtiere

Bilder
Die nachfolgenden Bilder stehen für den Gebrauch im Zusammenhang mit der Medienmitteilung bei korrekter Zitierung der Bildautoren kostenfrei zur Verfügung.
Abb. 1: Igel unterwegs in der Stadt.
Abb. 2: Igel im Siedlungsraum.
Abb.3: Spurentunnel im Projekt „Igel gesucht“.
Abb.4: Spurenblatt mit Igelspur, aus dem Projekt „Igel gesucht“ in der Stadt Zürich.
Abb.5: Spurentunnel mit Igel, Kamerafallenbild.
Abb.6: Igelverbreitungskarte für die Stadt Zürich auf 500 x 500 Meter (Quadrate): 2016 (schwarze Punkte) mit zusätzlichen Nachweisen von 1992, die im 2016 nicht belegt werden konnten (rote Punkte).
Abb.7: Einlage des Spurentunnels mit Igelspuren.

Artporträt

Erinaceus sp.